Wer hilft den Einsatzkräften der Feuerwehr, wenn diese Hilfe benötigen?
Leitlinie Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte der Gemeinde Nordstemmen vorgestellt.
Nordstemmen. „Wie können wir unsere Einsatzkräfte insbesondere bei der Verarbeitung von Eindrücken unterstützen, die sie während, oder teilweise erst Wochen später nach Abschluss ihrer Tätigkeiten am Einsatzort belasten?“ Unter dieser Leitfrage stand am Donnerstagabend die öffentliche Präsentation der „Psychosozialen Notfallversorgung für Einsatzkräfte“ (PSNV-E) der Ortsfeuerwehren der Gemeinde Nordstemmen, zu der Gemeindebrandmeister Jan Riechelmann und dessen Stellvertreter Hendrik Stosch eingeladen hatten. Ihrer Einladung waren neben der Gemeindebürgermeisterin Nicole Dombrowski und interessierten Ratsmitgliedern auch alle Führungskräfte der Ortsfeuerwehren gefolgt. Denn die Suche nach einer Antwort auf die früher tabuisierte Frage, welche Möglichkeiten der psychosozialen Notfallversorgung die Einsatzkräfte in Anspruch nehmen können, erfährt heute mehr denn je eine Dringlichkeit, die sich nicht zuletzt aus der Einsatzdichte und der Schwere der Einsätze – auch im Gebiet der Gemeinde Nordstemmen – ergibt, wie Riechelmann in seiner Ansprache erläutert. Umso größer sei die Freude bei Riechelmann und Stosch darüber gewesen, dass sie mit ihrem Anliegen nicht nur auf offene Ohren, sondern zugleich auf eine große Sensibilität für diese Thematik bei der Gemeindebürgermeisterin Dombrowski gestoßen seien, die dieses Vorhaben persönlich von Anfang an sehr unterstützt habe.
Vor dem Hintergrund der Dringlichkeit wollte man nicht die Entwicklung im Landkreis abwarten, sondern unter Einbezug der Expertise vor Ort eine Leitlinie entwickeln und die hierfür notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen, denn „jeden von uns kann es in Einsatzsituationen treffen, die völlig unterschiedlich erlebt und verarbeitet werden,“ so Riechelmann. Niemand sei davor gefeit. Daher wurde unter der Leitung von Hendrik Stosch in den vergangenen Monaten ein Arbeitskreis gebildet, der best-practice-Beispiele anderer Gemeindefeuerwehren auf deren Passgenauigkeit mit den eigenen Ressourcen, Anforderungen und Verfahrensweisen überprüfte. Das Ergebnis der Arbeitsgruppe ist beträchtlich: So wurde in kurzer Zeit nicht nur eine Leitlinie zur Alarmierung der PSNE-V für die Ortsfeuerwehren entwickelt, sondern zugleich erfolgreich Akquise für die Zusammenstellung eines ersten Kriseninterventionsteams betrieben. Somit stehen in Zukunft den Einsatzkräften im Bedarfsfall neben Kräften aus den eigenen Reihen (Hendrik Stosch, Patrick Möhle, Björn Launer, Bernd Beyer und Linda Noack) mit Eva Cramer, Heiner Birnstiel, den Pastorinnen Juliane Hillebrecht, Anne-Christin Ladwig sowie dem Pastor Mark-Christian Schumacher ein Kriseninterventionsteam mit facettenreicher beruflicher Expertise zur Seite. Das Konzept entspräche einem zeitgebundenen Drei-Säulen-Modell, so Stosch in der Vorstellung, das sich von der psychischen Erste Hilfe als primäre Prävention – bspw. bereits bei der Einsatzvorbereitung für Führungskräfte –, über Einsatzbegleitung und Einsatznachsorge durch die PSNV-Kräfte (sekundäre Prävention) bis hin zur Diagnose oder Intervention durch Fachärzte als tertiäre Prävention erstrecke.
Mit der öffentlichen Vorstellung trete man nun in die Phase der Implementierung der PSNV-E ein, in der nicht nur in den Ausbildungslehrgängen und Ortswehren auf die Alarmierungswege und Einsatzmöglichkeiten aufmerksam gemacht werde, sondern das Krisenteam auch in zukünftigen Übungen eingebunden werde. „Wir können nicht länger warten, bis Verfahrensfragen auf Landkreisebene geklärt sind, obgleich die politische Meinungsbildung letztlich abgeschlossen ist. Unsere Einsatzkräfte stellen sich jeden Tag neuen belastenden Herausforderungen. Wir alle müssen daher ein Interesse daran haben, dass sie gesund nach Hause kommen – und Gesundheit darf nicht nur auf den körperlichen Aspekt reduziert werden, sondern umfasst auch die psychosoziale“, wie Gemeindebürgermeisterin Nicole Dombrowski ergänzt. Sie sei dankbar, dass mit der Entwicklung der Leitlinie Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte der Gemeinde Nordstemmen eine erste Antwort gefunden wurde.
Quelle: Gemeindefeuerwehr Nordstemmen